Geschichte des Mandolinenvereins

In den wirtschaftlichen Krisenjahren 1930 - 1931 trafen sich einige junge Menschen, um in ihrer Freizeit gemeinsam zu wandern und zu musizieren.  Am 7. Juni 1931 wurde dann aus dieser Gruppe der Mandolinenclub "Edelweiß" Dellerheide gegründet. Der Name legt die Vermutung nahe, dass die Gründung irgendwo in der Nähe des Waldes an der Jägerstraße gewesen sein muss. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Vereinssatzung im Rahmen der sogenannten Gleichschaltung durch das Reichskulturkammergesetz außer Kraft gesetzt. Widerstand gegen diese Vereinnahmung hätte das Verbot des Vereines bedeutet. Der Vorstand wurde durch "parteigetreue" Mitglieder ersetzt, was damals für alle kulturellen Vereine den Verlust der Eigenständigkeit bedeutete. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges musste der Verein seine Tätigkeit einstellen. 

Bereits kurz nach Kriegsende begannen jedoch einige Unerschrockene mit der Vorstandsarbeit, so dass im Herbst 1945, trotz Zerstörung eines großen Teils der Instrumente und Noten, die Probenarbeit im kleinen Kreise (ca. 15 Mitglieder) wieder aufgenommen werden konnte. Der Name "Edelweiß" musste damals auf Anordnung der Militärregierung geändert werden, um Verwechslungen mit der gleichnamigen verbotenen politischen Jugendorganisation zu vermeiden. Man entschied sich für den bis heute geführten Namen Mandolinenverein "Harmonie" 1931. 

Unter dem Dirigenten Hans Schott waren bereits 1949 aufgrund des starken Zulaufs neuer Mitglieder wieder kleinere Auftritte möglich. 

Nachwuchsausbildung und außermusikalische Jugendarbeit (z.B. Jugendfahrten, Wochenendfreizeiten ) wurden im Verein schon immer groß geschrieben. Dadurch erhielt der Verein die Anerkennung als "freier Träger der Jugendhilfe" bereits am 19. August 1955. Im Jahre 1956 wurde Ewald Richter (heute Ehrenjugendleiter) Jugendleiter des Mandolinenvereins, übernahm den Rest des ehemaligen Jugendorchesters und begann mit einer systematischen Ausbildung von Mandolinen- und Gitarrenschülern und kümmerte sich auch um die außermusikalischen Veranstaltungen für die Jugend. So entwickelte sich im Laufe der Jahre aus den anfangs zuhause und teilweise bis zu 40 Teilnehmer zählenden Seminaren der heutige Gruppenunterricht in den Vereinsräumen.

Intensive musikalische Ausbildung und engagierte Jugendarbeit sorgen bis heute da-für, dass Nachwuchs für Schüler-, Jugend- und Stammorchester erhalten bleibt.

Dirigent Horst Jakob übernahm 1956 die Orchesterleitung. Unter seiner Leitung nahm  das Orchester einen ungeahnten Aufschwung. 1969 bestritten die Musiker erstmals bei dem Bundesmusikfest in Hannover Konzerte mit Chören. Sie setzten damit einen Akzent, der bis heute für die Zupfmusik wieder neue Aktualität bedeutet. Auch inspiriert durch seinen heutigen Freund Otto Groll (Musiklehrer, Dirigent und Komponist in Bocholt) widmete sich Horst Jakob dieser Stilrichtung mit besonderem Engagement und schrieb einige hundert Bearbeitungen von Chorwerken für Mandolinenorchester, darunter die sehr erfolgreichen Zyklen "Balalaikaklänge", "Fiesta Brasiliana", "Balkanfeuer" und "Sonniges Spanien". Heute zählt Horst Jakob zu den aktivsten Bearbeitern für Mandolinenmusik in Deutschland.

Horst Jakob war und ist bemüht, das Mandolinen- und Gitarrenspiel einem großen Publikum vorzustellen. Für seine Verdienste um die Zupfmusik erhielt er 1981 eine der höchsten Auszeichnungen die „BDZ-Medaille“ durch den Fachverband BUND DEUTSCHER ZUPFMUSIKER e.V.. 1994 erreichte seine Dirigentenkarriere mit der Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland einen weiteren Höhepunkt.

Das Mandolinenorchester „Harmonie“ 1931 e.V. Dinslaken - Barmingholten zählt heute  zu den größten Zupforchestern in Deutschland.  Das Stammorchester besteht aus über 30 Musikerinnen und Musikern, die den Klang mit Mandoline, Mandola, Gitarre und Kontrabass, teilweise unterstützt durch Querflöte, Rhythmusinstrumente und Schlagzeug zu Gehör bringen. Regelmäßige Wochenendarbeitsphasen mit Dozenten aus dem Bund Deutscher Zupfmusiker, Teilnahme an Kursen der
Landesmusikakademie und Mitwirkung von Spielern in überregionalen Orchestern bringen immer wieder neue Impulse in die musikalische Arbeit. Alljährlich kommen eine Reihe von Verpflichtungen zu namhaften Chören und Solisten im gesamten Bundesgebiet auf das Orchester zu. Stellvertretend seien Konzerte mit Iwan Rebroff, Gunther Emmerlich und Günter Wewel, den Don Kosaken, erfolgreich Teilnahmen an Europäischen Musikfestivals und Auftritte bei Bundes- und Landesmusikfesten, im Rundfunk und Fernsehen genannt.

Ein erster Preis beim Internationalen Mandolinenwettstreit in Jülich  im Jahr 1988 stellte einen weiteren Höhepunkt in der Arbeit des Vereins dar. Zuletzt im Jahre 2008 stellte sich das Mandolinneorchester in Jülich-Koslar der nationalen und internationalen Konkurrenz. Insgesamt 20 Mandolinen- und Gitarren-Orchester, davon 17 aus Deutschland sowie ein Athener Mandolinen-Ensemble, das Königliche Mandolinenorchestre Eupen und das Mandolinen-Orchester Pirinski Svuci Blagoevgrad aus Bulgarien stellten sich der fachmännischen Jury. Beim Vortrag der Orchester wurden Werktreue/ Interpretation, instrumentales Können, Zusammenspiel, Dynamik und Rhythmik bewertet. Die Harmonie konnte mit den Stücken „Sonata VI à grand orchestre“ von Valentin Roeser (1735 - 1782) in einer Bearbeitung von Elke Tober-Vogt und „Moods for plucking“ von Rainer Glen Buschmann in einer Bearbeitung von Karl Heinz Keinemann das Publikum und die Jury überzeugen. Die umfangreiche und intensive Probenarbeit machte sich bezahlt. Das Mandolinenorchester „Harmonie“ Dinslaken-Barmingholten erreichte mit 21,2 Punkten einen 1. Platz. 

Durch zahlreiche Auftritte im Ausland z.B. in Italien, Holland, England, Frankreich und Spanien ist das Mandolinenorchester inzwischen auch international bekannt geworden.

Die Harmonie hat inzwischen 8 Tonträger produziert. In den 70er Jahren entstanden  zunächst Schallplatten mit Männerchören. Im Jahre 1996 wurden die CD´s mit den Titeln „Querrbeet“ und „Harmonie ALPINE/Saitklang mit dem Trientinischen Bergsteigerchor „Coro Cita di ALA“ aus Ala am Gardasee veröffentlicht. Anläßlich des 70-jährigen Orchesterbestehens wurde die bislang letzte CD „Harmonie in Dur und moll“ aufgenommen. Die aktive Mitarbeit der Orchestermitglieder trug nicht nur zum musikalischen Gelingen der CD bei, sondern auch der Entwurf des Covers und die Auswahl der Titel kam aus den Reihen des Orchesters.

Das Jubiläumskonzert zum 75.Jubiläum des Mandolinenvereins und gleichzeitig zum 50-jährige Dirigentenjubiläum des Orchesterleiters Horst Jakob widmete sich in besonderem Maße der Orchesterbegleitung von Chorwerken, für die 1969 in Hannover beim Bundesmusikfest durch Horst Jakob der Grundstein gelegt wurde. Mit seinem Jubiläum und dem Jubiläumskonzert gab Horst Jakob den Dirigentenstab an seinen Sohn Michael Jakob weiter. Horst Jakob wurde zum Ehrendirigenten benannt.